Carbonrohrbau
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Bau von Kohlefaserrohren nach der modifizierten
Kerzenwachs- Kräuselband- Methode


Die durch diese Methode hergestellten Kohlefaserrohre lassen sich als Rohrholm, Rumpfrohre oder als Leitwerksträger verwenden. Sie sind leichter, torsionssteifer, billiger, variabler und optisch ansprechender als die meisten Kommerzprodukte.

Materialien

Als Ausgangsmaterial dient handelsüblicher Kohlefaserschlauch, welcher mit einem Harz mit min. 20min Topfzeit verarbeitet wird. Wir haben gute Erfahrungen mit SC 3100 Carbonschlauch und dem L285 Harzsystem von EMC Vega gemacht.

Zubehör

Als Formkerne für zylindrische Rohre nimmt man Alurohre, die es in vielen Durchmessern und bis 2m Länge in Baumärkten für schmales Geld gibt. Man biegt sich aus 3mm Stahldraht eine Kurbel wie in der Zeichnung. Der Haken muss ausgeglüht werden, sonst lässt er sich nicht biegen. Es wird eine Unterlegscheibe als Aufnahme für Axialkräfte hinter den Haken gelötet. Die Halterung für den Haken wird aus einem Holzklotz und 2 Metallwinkeln zusammengeschraubt. Am unteren Winkel wird das Ganze an der Tischplatte festgeklemmt, durch ein Loch im oberen wird später die Kurbel geschoben. Man braucht auch noch ein kugelgelagertes Wirbellager aus dem Drachenbereich. Ach ja, und Kräuselband zum Geschenkeverschnüren; am besten 1cm breit.

Vorbereitungen

Als Kern für die Rümpfe für meine Slowflyer nehme ich ein 8mm Rohr. Dieses sollte ca 10cm länger sein als das herzustellende Kohlerohr, welches in meinem Fall aus 2 Lagen Schlauch besteht.
Man entgratet die Enden des Rohres sorgfältig und durchbohrt ein Ende quer mit ca. 4mm. Hier wird später der Haken zum Drehen eingehängt. Es empfiehlt sich die Werkbank zum Schutz vor Wachs und Harz mit Zeitungen abzudecken. Nun befestigt man das Rohr waagerecht an einem sich mit ca. 2 Umdr./sec. drehenden Elektromotor (Akkuschrauber o.ä.). Als Gegenlager für die andere Seite dient ein in das Rohr gesteckter Stift. Nun nimmt man etwas sauberes Wachs und drückt es leicht an das Rohr. Man erhitzt die Berührungsstelle mit einem kleinen Brenner oder einem Heissluftfön, wobei man das Wachsstück am Rohr entlang bewegt so dass eine spiralförmige Wachsschicht auf ganzer Länge am Rohr haften bleibt. Besser zuviel als zuwenig. Nun erhitzt man das Rohr, indem man die Hitzequelle langsam am Rohr entlang bewegt. Das Resultat sollte eine gleichmässige Beschichtung mit Wachs sein. Man lässt den Motor noch etwa 5-10min laufen bis das Wachs fest ist.
Nun klemmt man den Holzklotz mit den Winkeln zur Kurbellagerung an dem linken Ende der Werkbank fest und steckt die Kurbel durch. Das gewachste Rohr wird in den Kurbelhaken eingehängt. Man schiebt eine Lage Kohleschlauch vorsichtig über das Rohr bis ungefähr 5cm über die Kurbel. Rechts am hinteren Ende des Rohres wird der Kohleschlauch mit Bindfaden abgebunden und abgeschnitten, so dass eine Art Wurstzipfel entsteht. Das erleichtert das Aufziehen der 2. Lage Kohleschlauch, die ebenfalls so weit wie die 1. Lage aufgezogen wird. Der Kohleschlauch über der Kurbel wird mit Klebeband stramm zusammengeklebt. Nun streicht man den Schlauch eng an das Rohr und schneidet ihn rechts ca. 10 cm hinter dem Alurohr ab, so dass man einen Knoten machen kann. Man knotet ein Stück Schnur um den Schlauch und hängt das Wirbellager in die Schnur ein. An der Gegenseite der Wirbellagers befestigt man starke Gummibänder oder eine Feder, die man in eine an der Tischplatte festgemachte Leimzwinge einhängt. So wird der Kohleschlauch gestrafft und alles ist drehbar gelagert.

Harzen

Man mischt sich reichlich Harz an und tränkt den Schlauch reichlich. Zuviel geht nicht. Wenn man mehr als 2 Lagen Schlauch verarbeiten will, kann es beim Umwickeln mit dem Kräuselband Probleme geben, wenn die einzelnen Kohleschläuche gegeneinander verrutschen und sich "Knäuele" unter dem obersten Schlauch ergeben. Das kann man vermeiden, indem man, nachdem man 2 Lagen Schlauch aufgebracht, getränkt und glattgestrichen hat, diese mit festem Nähgarn spiralförmig umwickelt. Die Wickelungen mit etwa 5mm Abstand verhindern ein Verrutschen sehr gut. Die mit Nähgarn umwickelten Schläuche sehen zwar zuerst etwas seltsam beulig aus, aber davon merkt man nach der nächsten Lage Schlauch und dem späteren Umwickeln mit Kräuselband nichts mehr. Dieses Umwickeln mit Nähgarn muss bei jeder 2. Lage Schlauch bis auf die Äußerste wiederholt werden. Dann organisiert man sich eine(n) Helfer(In) zum Kurbeln. Man knotet das Kräuselband an der Kurbel fest und wickelt einige Umdrehungen, bis das Band auch bei festem Ziehen nicht mehr durchrutscht. Dann umwickelt man die ersten cm des Rohres erst locker, dann immer fester spiralförmig , wobei sich die Windungen ca. 3mm überlappen (glänzende, selbsttrennende Seite des Kräuselbands zeigt nach innen). Die linke Hand kann nun gegen den schon umwickelten Bereich gehalten werden, um die Zugkräfte der rechten Hand auf das Kräuselband aufzunehmen. Das zwischen den Wicklungen herausgepresste Harz dient als Schmiermittel. Mann muss so fest ziehen wie möglich, um das Maximum an Harz aus dem Kohleschlauch zu drücken. Wenn man am Ende rechts angekommen ist, tun einem zwar die Hände weh aber dafür bekommt man später ein leichtes Rohr. Man wickelt am rechten Ende noch etwas hin und her (20 Windungen) dann wird das Kräuselband abgeschnitten und verknotet damit es sich nicht wieder von alleine abwickelt. Man kann das Rohr jetzt irgendwo hintun wo es warm ist aber zu krasse Wärme ist zu vermeiden da sonst die Wachstrennschicht schmilzt. Mindestens 3 Tage aushärten lassen.

Entformen

Wenn alles gut ausgehärtet ist, entfernen wir die Kurbel. Dann hängen wir das Gebilde an der Decke mit dem Wirbellager auf und ziehen das Kräuselband ab, was uns meistens gelingen sollte. Wenn nicht noch mal mit einer anderen Sorte probieren. Man sägt nun am gelochten Ende des Rohrs, wo die Kurbel war, das Kohlerohr kreisförmig in ca.1cm Entfernung von der Querbohrung ab, ohne den Alukern zu beschädigen. Durch die Querbohrung steckt man Blumendraht und macht das an einem Fußabtretgitter fest. Das ganze Rohr wird senkrecht gehalten und mit kochendem Wasser übergossen, so dass die Wachstrennschicht schmilzt. Man zieht nun das Kohlerohr mit Handschuhen vom Kern ab; das geschmolzene Wachs dient hierbei als Schmiermittel. Das geht erstaunlich gut, wenn man nicht mit Wachs gespart hat.
Solange das Kohlerohr noch warm ist sollte man es nicht verformen da es durch die Hitze flexibel wird. Die Enden sehen meistens nicht so toll aus und werden abgesägt; dafür haben wir ja den Kern anfangs länger gemacht.
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der Stoff, aus dem die Träume sind: Kohlefaserschlauch
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Befestigung des anderen Endes
Befestigung der Kurbel
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so siehts aus, wenn das Kräuselband drumgewickelt ist